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Mama, du tust mir weh!

Ihr Lieben,

es gibt eine Situation aus dem Sommer, die mir immer noch nicht aus dem Kopf geht und über die ich ziemlich oft nachdenke. Es war ein Sommertag und der Lieblingsmann machte mit MiniMotte Mittagsschlaf während die Große bastelte. Ich saß mit meinem Laptop unten im Hof und wollte ein paar Rezensionen schreiben.

Wir leben in einem Mehrfamilienhaus und unserer Hof ist umringt von anderen Mehrfamilienhäusern. Aus einer Wohnung drang eine wütende Frauenstimme.

„Wieso schmeisst du das Eis einfach in den Mülleimer?“

„Immer willst du erst etwas haben und dann isst du es nicht!“

„Du schätzt es nicht, wie gut es dir geht!“

Neben mir saß mein Nachbarskind. Sie machte gerade eine Pause vom Trampolinspringen und sagte: „Die Mama ist aber streng!“

Ja, mehr als streng!, dachte ich.

Bis heute denke ich immer wieder an diese Worte und vor allem an die Stimmlage dieser Mutter.

Manchmal frage ich mich, ob sie überfordert ist mit ihrem Kind. Manchmal frage ich mich, wie ihre eigene Kindheit war.

Und ganz oft denke ich an dieses Kind, was man nicht hörte und was dies ertragen musste.

Wir Eltern kennen alle solche Situationen in denen wir uns überfordert fühlen und ganz anders reagieren, als wir vielleicht eigentlich wollen, aber diese Situation war noch einmal eine ganz andere.

Ich kann es nicht beschreiben, aber es klang so kühl, so verletztend. Ich fühlte mich verletzt und das Kind tat und tut mir einfach nur Leid.

Eine solche Situation hätte es bei uns schon einmal deshalb nicht gegeben, weil meine Kinder nicht aufessen müssen. Ich esse auch nicht weiter, wenn ich satt bin und erst recht nicht, wenn es mir nicht schmeckt. Warum soll ich also von meinen Kindern erwarten, dass sie aufessen.

Doch mir geht es hier gar nicht so sehr um das gesprochene Wort, sondern mehr um die Stimmlage und diese spürbare Kühle.

Ich finde dies verletzend und ich selbst habe mich in dieser Situation selbst unglaublich betroffen gefühlt. Als wäre ich dieses Kind, was von der Mutter so respektlos behandelt wird.

Was denkt dieses Kind über die eigene Mutter? Wie fühlt es sich in dieser Situation?

Ich versuche meinen Kindern einen respektvollen Umgang und gegenseitige Wertschätzung mit auf den Weg zu geben. „Streit reinigt die Luft“ sagt man so schön, aber an einem Streit sind immer mehrere beteiligt.

Wenn wir hier streiten, dann streiten zwei und die Kunst zu streiten will ja auch gelernt sein. Dabei wird es hier auch mal laut, aber von beiden Seiten. Wichtig ist es doch auch hinzuhören und die Persönlichkeit des Anderen zu respektieren auch, wenn man gerade unterschiedlicher Meinung ist.

Doch diese Situation aus dem letzten Sommer war kein Streit, wie er vielleicht mal vorkommen kann. Es war respektlos gegenüber dem Kind und ohne jedwede Wertschätzung. Dieses Kind weinte nicht, schrie nicht, es sagte nicht: „Mama, du tust mir weh!“

Ich kenne diese Frau nicht und vielleicht war es nur eine Momentaufnahme. Vielleicht war sie unglaublich gestresst von dem Tag und einfach nur fertig, aber, wenn ich sie kennen würde, dann würde ich ihr sagen, dass mich diese Situation beschäftigt hat. Ich würde Sie fragen, wie ich ihr und ihrem Kind helfen kann. Ich würde ihr sagen, wie oft ich an ihr Kind dachte, dass nicht sagte: „Mama, du tust mir weh!“ und wie oft ich aber auch an sie dachte und mich fragte, warum sie so mit ihrem Kind umging.

Ich kann nur hoffen, dass diese Situation einmalig war, denn wenn es mich als Außenstehende immer noch betroffen macht, wie mag es dann dem Kind gehen?

Allzu oft verurteilen wir zu schnell, weil mir nur einen Ausschnitt kennen oder wie ich nur diese Worte und die Stimmlage der Mutter. Doch anstatt mit den Augen zu rollen oder uns darüber zu echauffieren, sollten wir bei solchen oder ähnlichen Situationen vielleicht einfach probieren mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Und zwar nicht verurteilend, sondern mit Einfühlungsvermögen. Zu fragen: „Hey, was ist los? Was macht dich so wütend, dass du so redest?“ ist besser als Wegschauen.

Ich musste das jetzt einfach mal aufschreiben und zu „Papier“ bringen, weil mich dieses Erlebnis einfach immer noch beschäftigt…

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